21.11.08

Die Einweihung des ZFK war sensationell


Aus dem Weser-Kurier von heute:
BREMEN-HUCHTING. "Da kommt sie!" Die Aufregung war groß, als sich Eva Luise Köhler, die Frau des Bundespräsidenten, unter die Kinder mischte und mit ihnen spielte. Die Aufregung steigerte sich zum Tumult mit dem Auftritt von Popsängerin Sarah Connor. So geriet die Einweihung des Projekts "Ein Zuhause für Kinder" bei der Huchtinger St. Matthäus-Gemeinde gestern zu einem gewaltigen Medienrummel.

Das lag nicht nur an den prominenten Mitwirkenden. Das Zwei-Millionen-Projekt bei der kleinen evangelischen Kirchengemeinde im Problem-Stadtteil Huchting ist mittlerweile bundesweit berühmt. "Ich kenne keine Gemeinde in Deutschland, die den Mut hatte, ein derartiges Vorhaben zu verwirklichen", zollte Deutschlands First Lady den Initiatoren um Gemeindepastor Andreas Schröder und den freien Theologen Lothar Bublitz Respekt. "Vor zwei Jahren hätte ich mir das niemals vorstellen können", bekannte Bublitz denn auch gegenüber Tagesschau-Sprecher Marc Bator, der die perfekte Show moderierte und das Projekt als Botschafter begleitet.

Andreas Schröder beantwortete die oft gestellte Frage "Wie macht Ihr das?" mit einem Bibelwort: Bei Gott ist kein Ding unmöglich. Man habe zwar gut geplant und organisiert, doch letztlich hätten nur die Kraft des Glaubens und der diakonische Gedanke eine Realisierung ermöglicht. Wobei die irdische Unterstützung auch nicht von Pappe war: Freiwillige Helfer leisteten 5500 Arbeitsstunden; 400 private Spender steuerten eine Millionen Euro bei; Waldemar-Koch-Stiftung, Wolkenschieber-Gala, Beluga Shipping, Dodenhof, Kraft Foods, Sparkasse, Sozialbehörde, Bremische Evangelische Kirche und andere Organisationen leisteten eine beträchtliche materielle oder finanzielle Unterstützung.

Gestern kamen noch Schecks über 125 000 Euro von der Aktion "Ein Herz für Kinder" und über 5000 Euro von der Bremer Firma Dentaltrade hinzu. Trotzdem fehlen noch 150 000 Euro. Moralischen und logistischen Beistand leistete das Berliner Kinderprojekt "Arche". Dessen Geschäftsführer Kai-Uwe Lindhoff zitierte aus einer UN-Studie, nach der die Kinderarmut in Deutschland immer weiter zunehme und mittlerweile drei Millionen Kinder und Jugendliche betreffe. In der Studie findet auch die Hansestadt unrühmliche Erwähnung: Das höchste Risiko, in relativer Armut zu leben, haben Kinder in Bremen.

Es gibt also viel zu tun. Besonders in dem als sozialen Brennpunkt eingestuften Stadtteil Huchting-Sodenmatt. Eva Luise Köhler als Schirmherrin von UNICEF war die Freude anzumerken, am Weltkindertag der Vereinten Nationen ein derart herausragendes Projekt einzuweihen. Sie hob das ehrenamtliche Engagement beim Bau und nun beim Betrieb mit 100 freiwilligen Helfern hervor. Vieles im Staat sei ohne Ehrenamtliche nicht mehr möglich.

Jugend- und Sozialsenatorin Ingelore Rosenkötter spendierte als Symbol des Wachsens und Gedeihens einen Apfelbaum. Glückwünsche kamen vom Schriftführer Bremische Evangelische Kirche Renke Brahms und von Bundes-Familienministerin Ursula van der Leyen. Marc Bator meinte im vollbesetzten Gotteshaus von St. Matthäus: "Das wirkt wie eine aufwendige Fernsehproduktion, ist aber Wirklichkeit". Real ist "Ein Zuhause für Kinder" nun mit Hausaufgaben-Hilfen, Jugendtreff, Spielräumen, Tagescafé für die Kindergarten-Mütter, Patenschaften für Problemfamilien und vielem mehr.

Und dann kam sie endlich, heiß erwartet von ihren jungen Fans: Sarah Connor leibhaftig und nicht immer nur in Fernsehen und Klatschspalten. Ordnungskräfte hatten Mühe, der Projekt-Patin eine Gasse zu bahnen. Alle Handys gingen in die Höhe, um ihren bejubelten Auftritt mit "I’ll Kiss Away", "Living To Love You" und "From Zero To Hero" in Bild und Ton festzuhalten.